Norbert Aping, Jahrgang 1952, Jurist, Familienvater, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Laurel und Hardys Werk in Deutschland von den Anfängen in den 20-er Jahren bis heute zu erforschen. Hier ist seine Geschichte, wie er dazu gekommen ist.

 

Als Kind der 1950er Jahre kam ich in den Kindervorstellungen kleiner Kinos mit Laurel und Hardy in Berührung, genauer gesagt mit ihren Leinwandfiguren Stan und Ollie, die in Deutschland landläufig nur als Dick und Doof bekannt waren. In diesen Kindermatineen wurden Sonntag nachmittags für 50 Pfennige häufig Kurzfilme der beiden Komiker als Beiprogramm gezeigt. Die ersten beiden Streifen, die ich dabei 1959 kennen lernte, waren DER ZAUBERBRUNNEN (THEM THAR HILLS) und DIE WUNDERSÄGE (BUSY BODIES), beide damals vom Nordwestdeutschen Filmverleih und Vertrieb (NWDF) vermarktet.

 
     
 

Ich war überwältigt! Als Knirps hatte ich bis dahin meistens Märchenfilme gesehen, denen Kulturfilme vorangingen, die für Kinder oft unverständlich waren. Nun aber stahlen zwei freundliche Herren dem Hauptfilm die Schau, die es offenbar verstanden, dass auch junge Kinogänger sofort mit ihnen Freundschaft schließen konnten. Sie hatten keine Scheu, sich selbst und andere Erwachsene der Lächerlichkeit preiszugeben. Urkomisch, wie Stan und Ollie in DER ZAUBERBRUNNEN (THEM THAR HILLS) einem bärbeißigen Autofahrer einen Pümpel auf die Stirn drücken und den Störenfried dann auch noch mit besonders klebrigem Rübenzucker "teeren" und anschließend mit dem Inhalt eines aufgeplatzten Kopfkissens „federn”. Und erst Stans filigrane Bemühungen in DIE WUNDERSÄGE (BUSY BODIES), wie ein fingerfertiger Barbier seinen Freund Ollie von einem Bart zu befreien, der dadurch entstanden war, dass Stan  im Streit Ollie einen Leimpinsel ans Kinn gedrückt hatte, dessen Borsten man nur noch abrasieren konnte. Eltern, die ihre Kinder in solche Matineen gehen ließen, bescherten ihren Sprösslingen also für wenig Geld beste Unterhaltung.

Die Folge dieser und anderer herrlicher Szenen waren „Lachsalven” aus vielen Kinderkehlen. Ich konnte natürlich auch nicht anders als lachen, und im prallvollen dunklen Kinosaal ging es gleich noch mal so gut. Von der einen Sekunde zur anderen wurde ich zum Laurel-und-Hardy-Fan, während ich an den Hauptfilm, der mich eigentlich ins Kino gelockt hatte, schon lange keine Erinnerung mehr habe. Künftig achtete ich in Kinoanzeigen und Schaukästen darauf, ob wieder ein Laurel-und-Hardy-Film gezeigt wurde, damit sich der Kinobesuch auch lohnte.

Wie groß war die Überraschung, als plötzlich lange Spielfilme von Laurel und Hardy mit bunten Plakaten angekündigt wurden. Die durfte ich erst recht nicht verpassen. Und wieder wurde ich nicht enttäuscht. Rückblickend erscheint das völlig klar, wenn es um Filme wie DICK UND DOOF ALS SALONTIROLER (SWISS MISS) und DICK UND DOOF IN DER FREMDENLEGION (THE FLYING DEUCES) geht. Später kamen DICK UND DOOF UND DIE WUNDERPILLE (JITTERBUGS) und DICK UND DOOF ALS GEHEIMAGENTEN BEIM FBI (THE FLYING DEUCES/A-HAUNTING WE WILL GO) hinzu, die mir trotz aller Schwächen ebenfalls gefielen.

Laurel und Hardy gehörten für mich schon viele Jahre zum festen Bestandteil meiner Kinobesuche, als ich mit großen Augen in der Hör Zu las, Dick und Doof bekämen nun auch eine eigene Fernsehserie. Voller Spannung fieberte ich dem 17. Juli 1970 entgegen. Das ZDF zeigte den heute vertrauten Vorspann mit Szenen aus THE MUSIC BOX, und schon ging es mit dem ZERMÜRBENDEN KLAVIERTRANSPORT los. Im Vorspann hatte es also nicht nur Szenen aus dem Dreiakter gegeben, der wegen des 25-minütigen Sendeformates leider nur um einige Minuten gekürzt ausgestrahlt wurde. Wie schon etwa 10 Jahre zuvor, war ich wieder völlig hingerissen von der Komik des Duos, und meine Freunde, die gemeinsam mit mir vor dem Fernsehschirm saßen, waren es auch. Eigentlich saßen wir aber weniger, sondern haben mehr vor Lachen am Boden gelegen.

Von diesem ersten Fernsehauftritt an gehörten für meine Freunde und mich Laurel und Hardys TV-Auftritte zum Pflichtprogramm. Nicht ein Termin wurde ausgelassen, und wir waren verstimmt, dass nicht immer jede Woche ein Laurel-und-Hardy-Film kam.

In der Dick-und-Doof-Serie wurden viele Streifen gesendet, die ich noch nie im Kino gesehen hatte. In manchen Folgen traten Laurel und Hardy auch nicht gemeinsam auf und sahen außerdem viel jünger und ganz anders aus als in den Filmen, wie ich sie als die beliebten Dick und Doof kannte. Es waren Stummfilme aus der Zeit, als es die Figuren Stan und Ollie noch gar nicht gab. Aber auch diese Grotesken bereiteten meinen Freunden und mir großes Vergnügen, zumal wir gute, lustige Texte zu hören bekamen, die ein ausgezeichneter Sprecher zum Besten gab, den wir aus Kabarett-Besuchen kannten und zu schätzen wussten: Hanns Dieter Hüsch. Und was stand doch gleich im Vorspann: „frisch aufpoliert von Heinz Caloué und Gert Mechoff”. Bald schon erschienen auch Zeitungsberichte, dass Heinz Caloué die Texte verfasste, die Hanns Dieter Hüsch sprach.

Ob nun das Abitur heranrückte oder, etwas später, Vorlesungen nachbereitet werden mussten. Das ZDF-Vorabend-Programm an Freitagen blieb der feste Bestandteil unserer Treffen. Ehe nicht die letzte Sekunde der neuen Folge verstrichen war und wir eine Nachlese dessen gehalten hatten, was uns gerade wieder zum Lachen gebracht hatte, gab es auch nichts zu essen.

In jener Zeit haben wir uns keine Gedanken darüber gemacht, dass Dick und Doof nicht die richtigen Filmnamen von Laurel und Hardy waren. Als Hanns Eckelkamps Atlas-Verleih im Sommer 1965 mit ZWEI RITTEN NACH TEXAS (WAY OUT WEST) gegen den Begriff Dick und Doof zu kämpfen begann und Werner Schwier den klassischen Satz prägte "Laurel und Hardy sind viel besser als dick und doof", war mir als damals zwar klar, dass man über Laurel und Hardys deutschen Namen streiten konnte. Aber bis auf Weiteres berührte mich dies nicht, da ich die Filme genoss. In den Grotesken sprachen sich die beiden Komiker ja auch anders an, mit „Stan” und „Ollie”, oder sie stellten sich anderen mit „Mr. Laurel” und „Mr. Hardy” vor, also wie Leute von nebenan. Auch wenn Dick und Doof natürlich keine sehr schöne Bezeichnung für zwei so begnadete Komiker wie Laurel und Hardy ist, kam weder mir noch meinen Freunden jemals in den Sinn, mit ihrem deutschen Namen etwas Abfälliges oder Geringwertiges zu verbinden. Im Gegenteil: Die Meister-Komiker der Kindervorstellungen schlugen uns auch als junge Erwachsene genauso in den Bann wie vor Jahren. Und unsere Eltern lachten am Bildschirm mit. Laurel und Hardy konnten offenbar alle Altersgruppen erreichen.

Während meines Studiums endete 1973 plötzlich die Dick-und-Doof-Serie des ZDF, und es hieß in der letzten Folge nicht ganz zu Unrecht: BITTE NICHT WEINEN. Als Ersatz kam nach 99 Folgen mit Laurel und Hardy die neue Serie Spaß mit Charlie. Der berühmte Charlie Chaplin war zwar auch lustig, bei weitem aber nicht so wie unsere Freunde Stan und Ollie. Bald hieß es aber in einer neuen Serie Zwei Herren dick und doof, in deren Vor- und Abspann der hinreißende Tanz der beiden Komiker aus WAY OUT WEST zu sehen ist.

Als diese Serie Ende November 1976 vorläufig beendet wurde - 1980 wurden noch einmal drei Folgen nachgeschoben -, hatte ich das Staatsexamen in der Tasche. Die regelmäßigen Treffen mit den Schul- und Studienfreunden hatten ein Ende, der Berufsalltag streckte seine Fühler nach uns aus, und wir wurden in alle Himmelsrichtungen verweht. Stan und Ollie waren leider auch schon seit Jahren nicht mehr im Kino zu sehen. Aber immer dann, wenn ein Laurel-und-Hardy-Film im Fernsehen gezeigt wurde, saß ich vor der Mattscheibe. Daher verpasste ich keinen Beitrag der Spielfilm-Reihe Lachen Sie mit Stan und Ollie, die im September 1975 noch während meines Studiums begonnen hatte und sich bis Ende 1980 hinzog.

Gegen Ende meines Studiums kaufte ich 1975 meine beiden ersten Filmbücher, das berühmte Hitchcock-Interview von François Truffaut und Leslie Halliwells Filmgoer’s Companion, dieses Buch vor allem deshalb, weil auf dem Umschlag Laurel und Hardy abgebildet sind. Im Juni 1980 erschien dann endlich bei Goldmann-Citadel ein Buch ausschließlich über Laurel und Hardy, Laurel und Hardy und ihre Filme, die deutsche Ausgabe des US-amerikanischen Klassikers The Films of Laurel and Hardy von William K Everson - wunderbar übersetzt von Joe Hembus. Dieser Band wurde zu denjenigen Büchern, die ich seitdem am häufigsten gelesen habe und auch heute noch immer wieder gern zur Hand nehme. Nachdem ich das Buch zum ersten Mal studiert hatte, war ich besonders von den beiden Titellisten am Ende beeindruckt, die Joe Hembus zusammen gestellt hatte. Ich staunte nicht schlecht, dass es oft mehrere deutsche Titel für ein und denselben Film gab. Da wusste ich auch noch nicht, wie Recht Joe Hembus mit seiner folgenden Prognose hatte und dass ich mich eines Tages daran machen würde, den von ihm angesprochenen "Krimi" selbst zu verfassen: ”Die Laurel-und-Hardy-Filme haben auf dem deutschen Kino- und Fernsehmarkt eine lange Leidensgeschichte ... Die folgende Übersicht kann die Geschichte und Methode dieser Manipulationen nur in groben Umrissen wiedergeben; eine erschöpfende Analyse würde langwierige Recherchen erfordern, die notwendigerweise in einem eigenen Buch münden würden. Dieser Krimi bleibt zu schreiben.”

Ich wollte aber schon damals mehr über die angedeutete Leidensgeschichte wissen, fand jedoch keinen rechten Ansatzpunkt dafür, wie ich mehr erfahren könnte. Zu Hause hatte es keinen Filmprojektor gegeben, so dass mir der Super-8-Markt verschlossen geblieben waren, und erst recht das 16-mm-Schmalfilmangebot, das Laurel und Hardy leider auch nicht den Weg in schulische Filmvorführungen geebnet hatte. Ich musste mich also mit den wenigen Wiederholungen von Laurel-und-Hardy-Filmen im ZDF zufrieden geben, die ich allerdings ab 1979 fleißig mit meinem frisch erworbenen Videorekorder aufzeichnete.

Bald darauf ließen mir Beruf und dann Familie für die nächsten gut zehn Jahre weder Zeit noch Muße, mir weiter Gedanken über die Titelflut von Laurel-und-Hardy-Filmen zu machen. Auch der Nachschub an Fernsehwiederholungen von Filmen der beiden Komiker versiegte zusehends. Anfang 1990 geschah aber etwas Folgenschweres. Nach einem Essen mit meiner Frau und Freunden in Hamburg kamen wir gegen Mitternacht auf dem Weg zum Auto am Hamburger Zweitausendeins-Laden in der Grindelallee vorbei. Ich war wie vom Donner gerührt, als ich im Schaufenster einen Stapel Videokassetten mit Laurel-und-Hardy-Kurzfilmen erblickte. Zu dieser vorgerückten Stunde war das Geschäft natürlich geschlossen, so dass ich hatte keine Möglichkeit hatte, sie sofort zu kaufen. Gleich am nächsten Tag fuhr ich aber direkt von der Arbeit 60 km zum Laden und konnte alles aus dem Schaufenster ergattern, sieben Kassetten der achtteiligen englischen Reihe Laurel and Hardy's World of Laughter. Zweitausendeins hatte die unvollständig Reihe in den Ramsch gegeben - kein Wunder, Bild- und Tonqualität waren auch für damalige Verhältnisse mehr als mäßig. Das minderte aber nicht den Spaß, den meine Familie und ich mit den Videos hatten. Insbesondere mein ältester Sohn konnte gar nicht genug von Stan und Ollie bekommen. Einige Jahre später tat es ihm sein jüngerer Bruder gleich, dann aber mit Filmen in weitaus besser Bild- und Tonqualität.

Vor der folgenschweren nächtlichen Entdeckung des Jahres 1990 war mir jedoch entgangen, dass seit 1988 schon die Farbfassung von ZWEI RITTEN NACH TEXAS (WAY OUT WEST) in den Videotheken stand und dieser Film bereits zum Ende desselben Jahres von SAT.1 ausgestrahlt worden war. Beim Kauf der englischen Videokassetten erfuhr ich jedoch in Hamburg vom Verkäufer, dass Zweitausendeins noch 1990 „etwas mit Laurel und Hardy machen” wolle. Ich rief umgehend in der Frankfurter Zentrale des Versandes an, wo man mich an die Video-Firma Atlas in Duisburg verwies. Dort sagte man mir, in Zusammenarbeit mit Zweitausendeins fünf Videos mit Laurel-und-Hardy-Spielfilmen herausbringen zu wollen. Ich gab sofort eine Vorbestellung auf und bekam bald darauf die heißersehnten Kassetten. Erstaunlicherweise erhielt ich im Endeffekt statt fünf Videos sogar sechs. Unter dem Titel DIE TEUFELSBRÜDER wollte man eine deutsche Fassung von PACK UP YOUR TROUBLES verkaufen, hatte aber versehentlich THE FLYING DEUCES deutsch synchronisiert überspielt. Als sich der Irrtum herausstellte, bekam ich auch die Kassette mit einer deutschen Fassung von PACK UP YOUR TROUBLES nachgeliefert.

Ich begann nun, die Filme meiner Sammlung miteinander zu vergleichen. Mit Eversons Buch, Wiederholungen der Serien Dick und Doof, Zwei Herren Dick und Doof und Meisterszenen mit Stan Laurel und Oliver Hardy sowie den Spielfilmen der Reihe Lachen Sie mit Stan und Ollie, in denen die Originaltitel genannt wurden, ließ sich nicht nur feststellen, welche Originalfilme des Duos in den TV-Serien Dick und Doof und Zwei Herren dick und doof verwendet worden waren. Es stellte sich auch heraus, dass Laurel fast immer vom deutschen Schauspieler Walter Bluhm synchronisiert worden war. Demgegenüber kam ich mit meinem Bestand auf immerhin fünf verschiedene Synchronsprecher für Hardy. Die ersten Notizen wurden zu Papier gebracht.

Ich erfuhr nun auch, dass es einen deutschen Laurel-und-Hardy-Club gab, richtiger ein Tent der Sons of the Deserts, das Solinger Two Tars Tent. Kurz darauf wurde ich Mitglied. 1994 kaufte ich Christian Blees' Buch Laurel und Hardy. Ihr Leben, ihre Filme. Es ist eine Art erweiterter Fortführung des Goldmann-Citadel-Bandes von William K. Everson. Die Filme sind etwas ausführlicher beschrieben, und am Rande wird Laurel und Hardys deutsche Präsenz in Kino und Fernsehen erwähnt, ohne dabei aber auf Hintergründe einzugehen.

Zu dieser Zeit hatte ich bereits Randy Skretvedts vorzügliches Buch Laurel and Hardy. The Magic Behind the Screen gelesen. Auf diese Weise wurde mir klar, dass ich wissen wollte, wie es „Laurel und Hardy in Deutschland” seit den 1920er Jahren ergangen war. Ich nahm das neue deutsche Buch in unseren Sommerurlaub nach Belgien mit und kam mit zehn Seiten Notizen zurück. Obwohl ich in der Zeit meiner Kinobesuche der 1950er und 1960er Jahre nie etwas über Laurel und Hardy aufgeschrieben hatte, hatten sich die Kinoerlebnisse um so genauer eingeprägt: Zu meinem eigenen Erstaunen konnte ich mich an viele Details erinnern. So wuchsen die Urlaubsnotizen nach der Rückkehr aus dem Urlaub beim Übertragen an, zumal ich sie nun auch mit den Aufzeichnungen über meinen Videofundus verband. Anfang 1995 hatte ich einen Aufsatz mit einer Tabelle zusammen gestellt, aus der hervorging, welche die verschiedenen deutschen Fassungen von Laurel-und-Hardy-Filmen es nach meinem damaligen Wissensstand gab. Den Aufsatz nannte ich Laurel und Hardy. Eine Odyssee durch ihre deutschsprachigen Synchronisationen und vertrieb ihn im Kreise der Laurel-und-Hardy-Liebhaber als gebundene Fotokopie. Zuerst umfasste er 53 Seiten, wuchs aber rasch auf über 150 Seiten an, ehe ich die Veröffentlichung in dieser Form einstellte.

Mittlerweile hatte ich Heinz Caloué kennen gelernt und mit ihm zahlreiche Gespräche geführt. Im November 1997 mündete dies in ein mehrtägiges, systematisches Interview mit ihm, das unschätzbare Einblicke in seine Fernsehproduktionen gab. Vor allem aber war der unter den deutschen Laurel-und-Hardy-Freunden umstrittene Heinz Caloué ein Kenner der Materie und außerdem ein ernsthafter Künstler. Er ermunterte mich, meine Nachforschungen fortzusetzen und eines Tages als Buch herauszugeben. Ich befolgte seinen Rat und bereiste nun die Republik, um in Archiven, Privatsammlungen, Nachlässen und Bibliotheken „Laurel und Hardy in Deutschland” auf den Grund zu gehen. Es schlossen sich zahlreiche Interviews mit Filmschaffenden an. Ein entscheidender Faktor war dabei die großzügige Unterstützung der KirchGruppe, die viele Türen öffnete. Heinz Caloués Nachfolgerin Angelika Zimmermann hat dabei wunderbare Hilfe geleistet.

Es tauchten aus den verschiedensten Quellen sogar Unterlagen erster Hand über deutsche Bearbeitungen von Laurel-und-Hardy-Filmen auf. Hatte ich bis dahin die unglaubliche Anzahl deutscher Fassungen und Titel ahnen können, wurde dies im Laufe der Zeit zur Gewissheit: Es war ein regelrechter Dschungel, durch den ich mir den Weg bahnen musste. Natürlich hatten auch nicht nur fünf Schauspieler Hardy ihre Stimme geliehen, sondern im Endeffekt nicht weniger als 22, unter denen Arno Paulsen den Ollie am besten traf. Im Vergleich dazu hatten nur wenige andere Schauspieler als Walter Bluhm Laurel synchronisiert. Aber auch die Musikbearbeitungen der deutschen Fassungen unterschieden sich sehr. Es gab zahlreiche Neukompositionen, wegen derer ich unter anderem auf Conny Schumanns Nachlass und Peter Schirmann persönlich zurückgreifen konnte.

Im Oktober 2004 war es dann soweit: Mein Dick-und-Doof-Buch erschien im Marburger Schüren Verlag. Darin habe ich die Geschichte von Laurel und Hardy in Deutschland seit dem Jahr 1924 nachgezeichnet. Ich bin den den Spuren von Filmzensur und Filmbewertung gefolgt und habe mich der Rezeption von Laurel und Hardys Team- und Solofilmen in allen deutschen Staaten (Weimarer Republik, Drittes Reich, Bundesrepublik Deutschland und DDR) im Licht der Presse (Tages-, Fach-, Parteipresse und konfessionelle Filmbewertung), des Filmverleih-Wesens und der Synchronisation gewidmet.

Laurel und Hardy hatten schon in der Weimarer Republik das deutsche Publikum für sich gewonnen, und sogar während der Nazizeit liefen ihre Filme bis 1938 mit großem Erfolg in den deutschen Kinos, bis die braune Filmpolitik begann, US-Filme vom deutschen Markt zu verdrängen. Dessen ungeachtet sah sich der Diktator Adolf Hitler auf seiner Bergfestung Obersalzberg noch mindestens die Spielfilme SWISS MISS und BLOCK-HEADS an, die dem deutschen Kinopublikum vorenthalten wurden, über die er selbst aber ausgiebig lachen konnte.

Fast von Beginn an wurden Laurel und Hardy in Deutschland Dick und Doof genannt (Doof wurde ursprünglich aber Dof geschrieben). Diesen Begriff haben sie bis heute nicht wirklich abschütteln können. Allerdings schätzte das Publikum Laurel und Hardy immer hoch ein und störte sich an der deutschen Bezeichnung Dick und Doof zumindest bis in die 1960er Jahre nicht.

Noch bevor die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) und die Filmbewertungsstelle in Wiesbaden (FBW) in der frühen Nachkriegszeit ihre Arbeit aufnahmen, belebten Laurel und Hardy seit 1949 in den westlichen Besatzungszonen wieder die Programme der Lichtspielhäuser. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges schossen Verleih-Firmen wie Pilze aus dem Boden und schlossen ebenso schnell wieder ihre Pforten. Immer wieder verdiente man aber mit Laurel und Hardy sein Geld. In den folgenden Jahrzehnte lag ein sehr großer Teil der Filme der beiden Komiker ständig der FSK zur Entscheidung über die Freigabe vor. Obwohl die deutschen Bearbeitungen dieser Filme auch in der Nachkriegszeit außerordentlich beliebt waren, würdigte die deutsche Filmkritik - im Gegensatz zur Vorkriegszeit - Laurel und Hardys künstlerischen Wert erst wieder in den 1960er Jahren. Dass es überhaupt ein Umdenken nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab, ist dem Atlas-Filmverleih zu verdanken, der nicht nur den Namen Dick und Doof vermied, sondern einige Spiel- und Kurzfilme in neuen, sorgfältigen deutschen Bearbeitungen von Werner Schwier in die deutschen Kinos brachte. Damit gelang es dem Verleih, für Laurel-und-Hardy-Filme bei der FBW mehrfach das Prädikat wertvoll zu erzielen, was für die Kinobesitzer eine geringere Vergnügungssteuer bedeutete und daher die Einsatzmöglichkeiten erhöhte. Darum hatte sich bis dahin, abgesehen dem gescheiterten Versuch einer anderen Firma, kein Verleiher bemüht.

Durch die Recherchen wurde auch ein Einblick in die zahlreichen deutschen Synchronisationen von Laurel-und-Hardy-Grotesken möglich, die seit 1934 entstanden sind. Außerdem ließ sich ein bisher ungeschriebenes Stück deutscher Fernsehgeschichte darüber vorlegen, dass man ab 1961 mit Fernsehserien wie Es darf gelacht werden (mit Werner Schwier) und Dick und Doof über viele Jahre hinweg Millionen von Zuschauern mit Grotesk-Filmen vor die Mattscheibe locken konnte.

Das knapp 600 Seiten starke Dick-und-Doof-Buch ist mit vielen Filmszenen, Plakaten und Werbematerialien bebildert sowie mit Fotos von Filmschaffenden, die an deutschen Fassungen beteiligt waren. Neben einem ausführlichen Register gehören zahlreiche umfangreiche Anhänge dazu, die noch einmal mehrere hundert Seiten umfassen (etwa 400 Seiten entfallen auf die weltweit umfangreichste Laurel-und-Hardy-Filmografie mit ausführlichen Synchronangaben und Übersichten über Videos und DVDs). Seit der zweiten, aktualisierten Auflage im August 2007 sind diese Anhänge dem Buch auf CD beigegeben. Nicht zuletzt ermöglichen sie einen sicheren Weg durch den bisher völlig unübersichtlichen Dschungel der zahllosen deutschen Filmtitel.

2007 ist auch mein zweites Laurel-und-Hardy-Buch im Schüren Verlag erschienen, Laurel und Hardy auf dem Atoll. Auf den Spuren von Laurel und Hardys letztem Spielfilm. Es befasst sich mit dem weitgehend vernachlässigten letzten Film der beiden Komiker, ATOLL K, und ist ebenfalls reich illustriert.

Eigentlich wollte ich mich nach der Veröffentlichung des Dick-und-Doof-Buches auf meine bereits begonnenen Recherchen über Charlie Chaplin in Deutschland konzentrieren. Als ich dabei jedoch Sylvette Baudrot kennen lernte, die zu Beginn ihrer Berufslaufbahn als Script Girl an ATOLL K mitgewirkt hatte, und sie mir bisher unbekannte Unterlagen über die Produktion des Filmes und Arbeitsfotos zur Verfügung stellte, legte ich mein Chaplin-Projekt auf Eis. Ich recherchierte über ATOLL K, der nie vollständig öffentlich aufgeführt und in Europa wie den USA in völlig voneinander verschiedenen Fassungen vermarktet wurde. Die Recherchen förderten weitere Unterlagen über die Entwicklung des Drehbuches zu Tage. Schließlich konnte ich auch die weibliche Hauptdarstellerin von ATOLL K, Suzy Delair, für ein Interview gewinnen, das noch weitere Aufschlüsse über die Dreharbeiten gab. Auf diese Weise ließ sich ein dichtes Bild der chaotischen Produktion von Laurel und Hardys letztem Spielfilm und seiner nicht weniger turbulenten Vermarktung nachzeichnen. Dabei ließ sich die bisher unbekannte abschließende Schnittfassung des Filmes rekonstruieren, die ich mit den unterschiedlich langen und erheblich gekürzten Kinofassungen in Frankreich, Italien, Großbritannien, den USA und Deutschland einschließlich der Kassenerfolge vergleichen konnte. Schließlich wurde es auch möglich, die bisher spärlichen filmografischen Angaben zu komplettieren.

2008 ist die von der deutschen Fassung stark abweichend illustrierte amerikanische Ausgabe des ATOLL-K-Buches im US-Verlag McFarland unter dem Titel The Final of Laurel and Hardy. A Study of the Chaotic Making and Marketing of ATOLL K erschienen.

Norbert Aping

 

 
 

Angaben zu den Büchern:

Das Dick-und-Doof-Buch
Die Geschichte von Laurel & Hardy in Deutschland
mit einem Vorwort des Atlas-Verleihers Hanns Eckelkamp

576 S., gebunden
2. aktualisierte Auflage, ca. 2200 Abb., über 600 Seiten Anhänge auf CD
ISBN: 978-3-89472-491-7
Preis: 38,00 €

 

Pressestimmen:
"Ein meisterhaftes Handbuch"
FAZ

“Ein bravouröses Nachschlagewerk und eine Leistung, vor der es sich zu verneigen gilt.”
epd Film - Das Kinomagazin

“Macht Lust auf Analyse”
ARD Menschen und Medien

“Edles, wunderbar illustriertes Mammutwerk”
Splatting Image

"... ein absolut wunderbares Buch..."
Hamburger Abendblatt

"... ein Riesenwerk ..."
Süddeutsche Zeitung



Laurel und Hardy auf dem Atoll

Auf den Spuren von Laurel und Hardys letztem Spielfilm
mit einem Vorwort von Glenn Mitchell, Autor der englischen Laurel and Hardy Encyclopedia

176 S., ca. 300 Abbildungen, Softcover
ISBN: 978-3-89472-436-8
Preis: 24,90 €

 

„Aping hat einen weißen Fleck in der Forschung verschwinden lassen."
Hamburger Abendblatt

"Eine faszinierende Dokumentation in gediegener Ausstattung"
film-dienst

„Mit seinem neuesten Buch liefert Norbert Aping einen hervorragend recherchierten und dokumentierten Bericht über die Umstände und Verlauf der chaotischen Produktion zu ‚Atoll K'. Aping, der bereits das ‚Dick und Doof Buch' verfasste, beschreibt mit der Detailliebe eines wahren Fans [und] vermag den Leser immer wieder zu fesseln. Ein spannender blick hinter die Kulissen."
Celluloid

"Kinogeschichte pur [...]Mit der ihm eigenen ungeheueren Detailgenauigkeit, die auch sein monumentales ‚Dick und Doof Buch' auszeichnet, rekapituliert Aping minutiös die Produktions- und Vertriebsgeschichte des bis heute meist als belangloses Spätwerk abgetanen Films. [...] Eine Hommage an das Vermächtnis zweier großer Künstler. Man würde sich solch eine eindrucksvolle Arbeit auch mal zu wichtigeren Filmen wünschen."
Splatting Image

"Meisterwerk akribischer Filmforschung"
Die aktuelle Filmliste

"Ein faszinierendes Zeitzeugnis über das Filmgeschäft der 50er Jahre, eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Films, ein nahes Portrait der beiden Komiker aus einer ungewöhnlichen Sicht und letztendlich vor allem die Geschichte eines gescheiterten Filmprojektes. Ein mit viel Mühe und Liebe zusammengefügtes Puzzle."
www.justmag.net

"Ein Buch für Fans und Filmbegeisterte"
www.unterhaltung-themenguide.de

"Ein gelungenes Buch, unverzichtbar für Laurel & Hardy Fans und für Filmfans allgemein. Wer schon Freude an den Filmbüchern wie „Mr. Hitchcock, wie haben sie das gemacht?“ von Francois Truffaut, Hellmuth Karaseks „Billy Wilder“ oder Janet Leigh Schilderungen zu den Dreharbeiten von „Psycho“ in dem gleichnamigen Buch hatte, der wird mit „Laurel und Hardy auf dem Atoll“ ebenfalls sehr zufrieden sein."
www.digitalvd.de

"Darf in keiner ernsthaften Laurel-und-Hardy-Sammlung fehlen...gibt allgemeingültige Aufschlüsse über Filmvermarktungsstrategien im Europa der 50er Jahre"
www.filmstart.biz

 

The Final Film of Laurel and Hardy
A Study of the Chaotic Making and Marketing of Atoll K

Foreword by Glenn Mitchell

ISBN 978-0-7864-3302-5
136 photos, appendices, notes, filmography, bibliography, index
280pp. softcover (7 x 10) 2008
Preis: US-$45